Mit der Erhebung Bonns zur Hauptstadt Deutschlands im Jahr 1949 verlegten zahlreiche Botschaften und offizielle Vertretungen ihren Hauptsitz in die Stadt. Diese umfangreichen Umzüge beinhalteten auch die US-Hochkommission (später die US-Botschaft), die zuvor von Frankfurt aus operiert hatte.

In ihrer Blütezeit beschäftigte die US-Botschaft in Bonn mehr als 900 Amerikaner und 600 lokale Mitarbeiter. Für viele Jahre war sie die größte US-Botschaft weltweit. Ein umfassendes Infrastrukturprogramm wurde implementiert, um das Botschaftspersonal zu unterstützen und den amerikanischen Lebensstil zu fördern, was das Stadtbild Bonns dauerhaft veränderte.

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Empfang des American Clubs

Was benötigte eine große amerikanische Gemeinschaft?

Viel Wohnraum, eine Kirche, einen Hubschrauberlandeplatz, ein eigenes unabhängiges Kraftwerk, einen Kindergarten, ein Kino, eine Tankstelle, eine Post und einen Supermarkt. Der Amerikanische Club (offiziell der Amerikanische Botschaftsclub) sorgte für Freizeitbeschäftigung und umfasste Tennisplätze, ein Schwimmbad, einen Jugendclub und ein Restaurant. Neben seiner sozialen Funktion wurde der Amerikanische Club zu einem wichtigen Treffpunkt für VIPs und Einheimische. Und natürlich war eine Schule erforderlich, um die Kinder von Botschaftsangehörigen und Diplomaten zu unterrichten. Die Amerikanische Schule am Rhein (bis zum 14. Lebensjahr) wurde 1952 gegründet und später zur Amerikanischen Grundschule. Bis zur Eröffnung der Bonner Amerikanischen High School im Jahr 1971 wurden ältere Schüler während der Woche zu US-Schulen in Frankfurt und Wiesbaden gefahren.

Der Bereich von Bonn, der als Plittersdorf bekannt ist, wirkte bis zur offiziellen Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin im Jahr 1999 weitgehend wie eine amerikanische Kleinstadt.

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Little America am Rhein

Und dann?

Langsam aber sicher veränderte sich Bonn und seine amerikanische Infrastruktur. Das Gewerbegebiet mit Tankstelle, Post, Kino, Kraftwerk und Supermarkt wurde abgerissen, um Platz für Wohnentwicklung zu schaffen und ging für immer verloren.

Andere Elemente sind bis heute erhalten geblieben und zeugen von der umfangreichen US-Präsenz und deren Einfluss von den 1950er bis 1999. Hunderte von Einheiten von Botschaftswohnungen wurden von einer kommunalen Immobiliengesellschaft übernommen, behalten aber größtenteils ihren Charakter unter Denkmalschutzbestimmungen und sind sehr begehrtes Eigentum. Die Stimson Memorial Church ging in den Besitz der Stadt Bonn über, wird aber nach wie vor für englischsprachigen Gottesdienst genutzt.

Die Bonn International School entstand aus dem Zusammenschluss der Amerikanischen Grundschule, der Amerikanischen High School und der Britischen Grundschule. Die ursprünglichen Schulgebäude wurden abgerissen; jedoch wurde auf dem gleichen Gelände ein neuer Schulcampus errichtet, der die internationale Gemeinschaft weiterhin willkommen heißt und bildet und eine konstante Anzahl von amerikanischen Schülern beherbergt. Der Amerikanische Club, ehemals das Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in Bonn, geriet über mehr als 20 Jahre in Vergessenheit und Verfall. Eine lokale Stiftung entwickelt nun Pläne, um dieses historische Wahrzeichen wiederzubeleben und in ein Zentrum für Demokratie und Kunst zu verwandeln, das an die glanzvolle Vergangenheit dieses Gebäudes als Ort des Austauschs und der Diplomatie anknüpft.

Erinnerungen an Begegnungen mit „Klein-Amerika am Rhein“ und physische Spuren der Vergangenheit sind heute in Bonn sehr lebendig und eine Quelle lokalen Stolzes und einer liebevollen Verbindung.

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