© Hannes Caspar

Was waren Ihre Beweggründe, zum NRW-USA-Jahr mit einem Interview beizutragen?

Grundsätzlich sind die USA für mich ein Land, das natürlich sehr stark zu meinem Leben dazugehört. Ich war schon sehr früh dort, auch als ich noch keine Musik gemacht habe und habe auch früh die Sprache gelernt, sodass ich mich recht schnell orientieren konnte. Vor allem hat mich an Amerika immer fasziniert, dass man dort mit seinen Fähigkeiten häufig unterstützt wird. Es gibt eine Art Begeisterung, wenn man etwas Besonderes macht. Die Leute sind sehr hilfsbereit und gastfreundlich. Ich habe in den USA viele Dinge kennengelernt, die in Deutschland so nicht stattfinden würden.

Die Beziehung mit den USA ist für uns in vielerlei Hinsicht fruchtbar und diese Verbindungen sollte man schätzen und unterstützen

© Hannes Caspar

Sie sind in NRW geboren und aufgewachsen und leben zurzeit in Düsseldorf. Wie kamen Sie erstmals mit den USA in Berührung?

Das erste Mal war im Jahre 1990, da war ich 24. Ich war Produktionsfahrer bei einem Film von Sönke Wortmann und habe mich dort mit den amerikanischen Schauspielern angefreundet und diese dann in Los Angeles besucht. Das war meine erste Reise in die USA mit meinem Cousin zusammen, der damals in Richmond, Virginia studiert hat. Wir haben eine Rundreise von Los Angeles über Virginia nach New York gemacht, das war auch mein erster Kontakt mit Hollywood. Los Angeles und Richmond unterscheiden sich sehr, Richmond ist eine sehr arbeiter-geprägte Gegend. Die Reise endete in New York und ich konnte mich in jeder Stadt circa zwei Wochen aufhalten. New York liegt mir wahrscheinlich am nächsten wegen der Mentalität der Menschen, die dem der Europäer sehr ähnelt.

Was verbinden Sie als Musiker und Komponist mit NRW und USA?

Die USA und Deutschland sind im Moment die Orte, wo ich am meisten Zeit verbringe. Ich habe täglich mehrmals telefonisch Kontakt in die USA und wechsle mittlerweile fließend in das Englische hinein, es gibt da für mich keinen Unterschied in den Sprachen mehr.

NRW hat eine große Tradition in vielen Bereichen, vor allem in der Kunst mit vielen Kontakten in die USA. Ich selbst organisiere ein Festival in Düsseldorf – das Approximation Festival – und wir haben einmal Steve Reich eingeladen, einen Komponisten aus New York aus der Minimal Music, und er war in NRW unter Galeristen überraschenderweise bereits gut vernetzt.

Es gibt sehr langjährige Verbindungen, vor allem durch die Kunst, die Galeristen, Musiker – und es gibt viel Austausch. Das ist einem häufig nicht klar, da man davon ausgeht, dass dieser Austausch nur in Berlin stattfindet. Ich würde aber sagen, dass auch Düsseldorf und Köln eine Art Hub für diesen Austausch sind und auch das Ruhrgebiet mittlerweile weit vorangekommen ist.

 

Welche Unterschiede fallen Ihnen in Ihrer täglichen Zusammenarbeit mit Amerikanern und Deutschen am meisten auf?  

Ich könnte die Klischees bedienen, aber das ist leider schwierig, da es immer Ausnahmen gibt. Insgesamt gibt es in meinem Metier ein anderes Niveau von Professionalität in der Filmproduktion in den USA als Weltspitze in diesem Bereich. In Deutschland trifft man tendenziell eher auf Skepsis. Amerikaner sind da risikofreudiger und zuversichtlicher. In meiner Zeit in New York wollten beispielsweise zwei junge Frauen einen Fernsehkanal gründen, der trotz risikoreicher Finanzierung ein großer Erfolg war. Solche Erfolgsgeschichten sind sehr ermutigend und zeugen von der Mentalität „You have to believe in yourself“ in den USA.

© Misan Harriman

Haben sich im Laufe Ihres Lebens die Beziehungen zu den USA verändert? Hier denken wir besonders an die Zeit vor und nach der Oscarverleihung im letzten Jahr.

Natürlich ist alles anders, die Menge an Menschen, die Interesse zeigen, hat sich potenziert. All die Menschen, die ich im Laufe meiner Karriere in den USA kennengelernt habe, haben sich nach dem Oscar bei mir gemeldet, was mich immens gefreut hat. Ich bin dort natürlich kein Megastar – wenn ich in New York spiele ist das Publikum relativ klein, ich mache jedoch keine Verluste und bin glücklich damit. Mir war vor der Oscarverleihung auch nicht bewusst, wie viele Menschen sich diesen Moment angeschaut haben und mir anschließend gratulierten.

Haben Sie durch den Oscar nun mehr Anfragen und Projekte?

Die Anzahl an Projekten ist nicht unbedingt in die Höhe gestiegen, ich werde jetzt aber häufiger persönlich gefragt. Dementsprechend habe ich mehr Auswahlmöglichkeiten und kann Projekte wählen, die mir persönlich und auch inhaltlich gefallen. Das sind dann vielleicht nicht die großen Projekte, dafür kann ich mich aber mit den Inhalten identifizieren.

 

Abschließend: Haben Sie ein Lebensmotto welches Sie mit uns teilen wollen?

Da muss ich kurz nachdenken, aber mein Lebensmotto ist am ehesten: „Man muss sich auf sein Glück vorbereiten.“ Das heißt, dass man sich präpariert für den Tag, an dem das Glück an der Tür klopft. Man sollte sein Leben seinen Zielen zuwenden, dann kommt das Glück meistens von selbst. Dadurch kann man potentielle Selbstzweifel aus dem Weg schaffen, wenn man denkt man schaffe es nicht, seinen Traum zu verwirklichen. Ich denke, dass man sich innerlich auf diese Situation vorbereiten kann und seine Chancen vollends nutzen sollte.

Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten und Ihre Einsichten mit uns zu teilen. Wir freuen uns auf neue, spannende Projekte, die Sie in Zukunft hier oder in den Vereinigten Staaten angehen werden!

Mehr Informationen zu Volker Bertelmann (Hauschka): hauschka-net.de

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