sliderimage-Emma (rechts im Bild) studiert an der Uni Bonn und war als Fremdsprachenassistentin seit letztem Herbst am Gettysburg College in Pennsylvania.
Emma (rechts im Bild) studiert an der Uni Bonn und war als Fremdsprachenassistentin seit letztem Herbst am Gettysburg College in Pennsylvania.

Wie sah ein gewöhnlicher Tag am College aus?

Ich war vor allem im Unterricht für beginners und im co-curricularen Programm eingesetzt. Das bestand aus einem zweiwöchentlich stattfindenden Filmabend, einem wöchentlichen Mittagsstammtisch in der Mensa und dem wöchentlichen „Kaffeeklatsch“, den ich frei gestalten konnte. Ich habe dort zum Beispiel Workshops zu Kulinarik (Apfeltaschen und Spagetti-Eis), Malen (deutscher Expressionismus) und Linolschnitten (in der Tradition Albrecht Dürers) angeboten. Manchmal habe ich auch mit anderen Abteilungen auf dem Campus kooperiert, zum Beispiel mit der Bibliothek, die eine echte Locke von Goethe in ihrem Besitz hat!

 

Welches Bild von Deutschland hatten deine Schülerinnen und Schüler?

Als Schülerin war ich selbst fünf Monate in North Carolina und habe in dieser Zeit teilweise schockierende und ignorante Fragen gestellt bekommen. Das war am Gettysburg College anders. Viele Studierende kannten Deutschland durch eigene Reisen und ihr Bild war überaus positiv: Mit Deutschland verbinden sie Effizienz, intellektuelle Kraft, Innovation, Umweltschutz, Wohlstand und eine ehrliche Erinnerungskultur. Mir ist allerdings bewusst, dass die Studierenden am Gettysburg College nicht repräsentativ für die US-amerikanische Gesellschaft sind, weil sie überwiegend der gebildeten Oberschicht angehören, die sich das College mit seinen hohen Studiengebühren – rund 60 000 Dollar pro Studienjahr – leisten kann.

 

Welche Dinge hast du in Gettysburg besonders vermisst?

Gettysburg ist für seine 7 000 Einwohnerinnen und Einwohnern zwar sehr lebendig, denn es zieht Geschichtsinteressierte aus aller Welt an. Aus der Stadt führen aber keine öffentlichen Verkehrsmittel heraus, sodass man mehr oder weniger feststeckt. Viele Hochschulen sind in den USA bewusst auf dem Land platziert, um Ablenkung durch die Reize einer Großstadt zu vermeiden. Anders als in Deutschland waren Ausflüge und Reisen deshalb immer mit großem Aufwand verbunden. Das Land hat eine unglaubliche Weite und ist auf Autofahrende ausgelegt, was für mich als Nordrhein-Westfälin, die an urbane Dichte und im 10-Minuten-Takt fahrende Busse gewohnt ist, zunächst ein befremdliches Gefühl war. Vermisst habe außerdem „echtes“ Geschirr und Besteck. In vielen Cafés und Restaurants gibt es nur Plastikbecker, Plastikteller, Plastikgabeln und Plastikmesser. Und dann die Fuß- und Radwege! Wenn man in Gettysburg zu Fuß unterwegs ist, halten teilweise Autofahrende an, um zu fragen, ob es einem gut geht. Spazierengehen oder Fahrradfahren als Zeitvertreib und Erholung ist den Menschen hier unbekannt. Von einem Studenten wurde der 800 Meter kurze Weg von seinem Studentenwohnheim zur Mensa einmal als hike bezeichnet.

 

Welches deiner Bilder über die USA hast du korrigieren können?

Die Art, wie politische Themen aus den USA in deutschen Nachrichten diskutiert werden, wirkte auf mich oft befremdlich. Allerdings waren die Nachrichtenfetzen, die über den großen Ozean zu uns herüberschwappen, nicht repräsentativ für das ganze Land. Ich habe den Campus in Gettysburg als sehr progressiv, divers und tolerant erlebt.

 

Deine Tipps an künftige Fremdsprachenassistenzkräfte zur Vorbereitung?

Deutsch ist meine Muttersprache. Aber manchmal wurde ich mit Fragen zur Grammatik konfrontiert, die ich zwar intuitiv beantworten, auf einer theoretischen Ebene aber nicht erklären konnte. Ich empfehle künftigen Fremdsprachenassistenzkräften deshalb, sich mit deutschen Grammatikregeln auseinanderzusetzen. Hilfreich war zudem, dass ich vor meiner Anreise Kontakt zu der Fremdsprachenassistentin in Gettysburg im Jahr davor aufnehmen konnte, um Fragen zu klären. Das hat mir die Aufregung vor dem Sprung ins Ungewisse genommen.  Und schließlich: Da der Campus ihr Zuhause ist, tragen viele Studierende auch im Unterricht Jogginghosen und Schlafanzüge. Das Lehrpersonal hingegen ist immer sehr schick gekleidet. Ich war vor der Zeit nervös wegen des geringen Altersunterschiedes zwischen mir und den Studierenden – und eine etwas schickere Garderobe hat mir dabei geholfen, als Lehrerin wahrgenommen zu werden.

 

Mehr Informationen zum Fremdsprachenassistenzkraftprogramm gibt es hier.

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