Auf den Spuren von Germantown
In den USA gibt es 28 Germantowns, was vieles über die starke kulturelle und historische Verbindung des Landes mit dem Herkunftsland Deutschland sagt. Eines dieser Germantowns, heute ein Stadtteil von Philadelphia, Pennsylvania, sollte darüber hinaus einen überraschenden Einfluss auf die US-amerikanische Geschichte haben.
Im Jahr 1683 lud der Gouverneur von Pennsylvania, William Penn, eine Gruppe von Quäkern und Mennoniten aus Krefeld, Nordrhein-Westfalen, ein, die nach religiöser Freiheit suchten. Ihr Anführer, Franz Pastorius, nannte die Siedlung Germantown und sie wurde eine der frühesten deutschen Ansiedlungen in den damaligen Kolonien.
Diese frühen Siedler aus Krefeld legten den Grundstein für die ethnische Gruppe der Pennsylvania Dutch (oder Pennsylvania Deutsche) in den Vereinigten Staaten, von denen viele noch heute einen deutschen Dialekt sprechen. Sie wurden Bauern und Handwerker und beeinflussten die Region nicht nur wirtschaftlich, sondern auch im Hinblick auf sozialen Fortschritt.
An vorderster Front der Geschichte
Trotz seiner bescheidenen Größe spielte Germantown an der vordersten Front in der amerikanischen Geschichte. Während des Unabhängigkeitskrieges war die Stadt 1777 Schauplatz einer großen kriegerischen Auseinandersetzung. Die „Schlacht von Germantown“ forderte hohe Opferzahlen auf beiden Seiten und obwohl die Briten den Sieg für sich reklamierten, begünstigten die langfristigen Auswirkungen der Schlacht die Amerikaner, da sie dazu führte, dass sich die Franzosen mit den USA verbündeten.
Die Gründungsgemeinschaft von Germantown spielte auch eine große Rolle in der Bewegung des amerikanischen Abolitionismus. Der Anführer der Stadt, Franz Pastorius, und führende Mitglieder der Quäkergemeinschaft verfassten im Jahr 1688 eine zweiseitige Verurteilung der Sklaverei. Diese Petition trug später maßgeblich dazu bei, dass die Sklaverei 1780 in Pennsylvania verboten wurde.
Ein kleiner „Spaziergang“ zurück in die Zeit
Der Anführer der Stadt schloss sich der wachsenden Anzahl von Einwanderern aus ganz Deutschland an, von denen viele ausgebildete Fachleute waren.
So wurde die „German Society of Pennsylvania“ nicht weit von Germantown entfernt im Jahr 1764 gegründet und ist bis heute aktiv. Eines der wertvollsten Besitztümer der Gesellschaft ist eine Christoph Sauer Bibel. Sie ist die älteste in den USA gedruckte Bibel.
Germantown zählt heute zum offiziellen amerikanischen Kulturerbe: Am 23. Juni 1965 wurde der Stadtteil als Historic District gekennzeichnet und zu einem „National Historic Landmark erklärt.“ Es ist ein Muss für alle, die sich für die amerikanische Geschichte und die Erfahrungen der deutschen Einwanderinnen und Einwanderer interessieren. Ein Spaziergang entlang der gepflasterten Germantown Avenue und durch das historische Zentrum enthüllt 300 Jahre alte traditionelle Geschäfte, das alte Green Tree Tavern, das von Franz Pastorius‘ Enkel Daniel erbaut wurde, sowie das deutsche Mennoniten-Treffenhaus von 1770.
Empfehlung zum Weiterlesen (Englisch): Germantown, Pennsylvania.