Merriam Crater Group, lightning, Arizona, 80 x 40 cm | Galerie Lausberg

Edge of the Worlds

Ausstellung im Wirtschaftsclub Düsseldorf

Text: Sophia Sotke

„Ich glaube nicht, dass die Kunst mit der Natur mithalten kann. Stellen Sie das beste Objekt, das Sie kennen, neben den Grand Canyon, die Niagarafälle oder die Red Woods. Die großen Dinge gewinnen immer. Denken Sie jetzt an eine Überschwemmung, einen Waldbrand, einen Tornado, ein Erdbeben. Denken Sie an das Zerbrechen eines Gletschers. Wie es kracht. Wenn all die Leute, die in Museen gehen, nur ein Erdbeben spüren könnten…“

Mit diesen Worten beschrieb Walter De Maria 1963 ein Phänomen, das in der US-amerikanischen Kunst eine lange Tradition hat: das Sublime – die erhabene Anmut und Größe der Natur. Von den romantischen Malern der Hudson River School, die im 19. Jahrhundert den Pioniergeist der Siedler zum Ausdruck brachten, in dem sie die Schönheit der amerikanischen Landschaften darstellten. Über die Künstler der Land Art, die in den 60er Jahren die Wüsten Nordamerikas zu den Schauplätzen ihrer Kunst machten – nicht mit Pinsel und Farbe, sondern mit Bulldozern, die Löcher in die Erde gruben. Oder, wie im Falle Walter De Marias, mit Edelstahlstäben in der Wüste New Mexikos, welche die Blitze von Gewittern während der Monsun-Saison anziehen. Bis hin zu Victor Van Keuren.

sliderimage-Metamorphoses #10, 140 x 105 cm | Galerie Lausberg
Metamorphoses #10, 140 x 105 cm | Galerie Lausberg

„Edge of the Worlds“ oder „Am Rande der Welten“ ist eine faszinierende Fotoausstellung, die in die tiefgründige und expansive Vorstellungskraft des Künstlers eintaucht. Victor van Keuren – ein visionärer Fotograf, für seine Fähigkeit bekannt, die Essenz der abgelegensten Orte unseres Planeten einzufangen: von den kargen, eisigen Weiten der Antarktis bis zu den verborgenen Tälern der Atacama. Zugleich nimmt er uns, die Betrachter, mit zu seinen experimentellen Ausflügen in Fantasielandschafen. Diese Ausstellung ist ein Zeugnis für Van Keurens unvergleichliche Fähigkeit: Er nutzt die Kraft der Fotografie, um die Lücke zu schließen zwischen der greifbaren Realität und den magischen Landschaften, die in seinem kreativen Geist existieren.

Jedes Stück in der Ausstellung ist akribisch gefertigt und zeigt Van Keurens außergewöhnliches Auge fürs Detail, für Komposition und Licht. Seine Arbeit in abgelegenen Landschaften bietet dem Betrachter einen seltenen Einblick in Teile der Welt, die weitgehend ungesehen und unerforscht sind. Van Keurens Zugang zur bildenden Kunst ist der einer Reise. Seine ätherischen, schwarz-weißen Wüstenlandschaften offenbaren die Maßstäbe unseres Planeten in seiner Zeitlosigkeit und Ewigkeit. Und durch den Einsatz von Drohnen gelingt es ihm, die Welt aus der Vogelperspektive zu zeigen. Diese Fotografien heben nicht nur die natürliche Schönheit, Vielfalt und Erhabenheit unseres Planeten hervor. Sie dienen auch als eindringliche Erinnerung daran, wie wichtig es ist, diese unberührte Umwelt zu erhalten.

sliderimage-Metate Arch, UT - 2015, 50 x 40cm, (gerahmt 80 x 60cm) | Galerie Lausberg
Metate Arch, UT - 2015, 50 x 40cm, (gerahmt 80 x 60cm) | Galerie Lausberg

Im Gegensatz dazu laden Van Keurens experimentelle Arbeiten das Publikum in eine Welt der reinen Fantasie ein. Diese Stücke sind eine mutige Abkehr vom Konventionellen, indem sie Elemente der Realit.t mit ungeahnten Merkmalen vereinen. So erschafft der Künstler surreale, traumartige Szenen, die unsere Wahrnehmung der natürlichen Welt herausfordern.

Durch neue fotografische Techniken und digitale Transformation konstruiert er Landschaften, die zugleich vertraut und völlig fremd sind. Seine Kreativität formt die Naturgesetze um. Van Keuren arbeitet nicht nur mit traditioneller Fotografie: Zu seinem Oeuvre gehören neben Zeichnung und Druckgraphik auch skulpturale 3D-Objekte, von denen eins hier in der Ausstellung präsentiert wird. Es gleicht den surrealen Gebilden, die wir in den Fotos sehen. Zudem schafft der Künstler Filme wie dos desiertos – eine visuelle Reise durch die Four Corners-Wüste im Südwesten der USA sowie die Atacama in Chile und Bolivien, teils aufgenommen aus der Luft mithilfe einer Drohne. „Edge of the Worlds“ ist mehr als nur eine Ausstellung. Es ist die Einladung zu einer immersiven Reise, welche die Grenze zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten, dem Realen und dem Imaginären erprobt. Sie regt den Betrachter dazu an, die Grenzen dessen, was im Bereich der Fotografie und Kunst möglich ist, zu hinterfragen. In diesem Sinne fördert sie eine tiefere Wertschätzung sowohl für die Welt um uns herum als auch für das Potenzial menschlicher Kreativität.

sliderimage-Metamorphoses #13, 140 x 105 cm | Galerie Lausberg
Metamorphoses #13, 140 x 105 cm | Galerie Lausberg
NRW USA Footer